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Zuverlässigkeit hat einen Namen:
Linux
Zehn Jahre World Wide Web haben es mit aller Deutlichkeit gezeigt: Open
Source Software, die in zahllosen Fällen vor allem in hochkritischen
Bereichen das Rückgrat des Internet bildet, hat die Feuertaufe
bestanden. Aktueller denn je ist
Hal Varian's1)
Urteil, dass Open
Source Software, die nach dem GNU/Linux-Modell entwickelt worden ist,
"grundsätzlich besser [ist] als andere Software, weil eleganter und
obendrein sicherer und zuverlässiger".
Dass die NASA und etliche Kernforschungs-Institute diesen Vorteil
schnell erkannten, ist mittlerweile ein alter Hut. Doch seit einiger Zeit
gärt es auch auf politischer Ebene.
In den USA äußerte sich das
Presidential Information Technology Advisory Committee (PITAC)
besorgt über die
"zunehmende nationale Verwundbarkeit durch die Mängel bei den
Produktions-Verfahren, die heute zur Erstellung von Software eingesetzt
werden, die besonders zuverlässig und sicher sein muss" -- im Klartext:
Gefahr durch nicht-offene Software also.
Das Kommitee, das direkt an den US-Präsidenten berichtet, bildete nach
dieser Erkenntnis prompt eine Arbeitsgruppe, die den
Open-Source-Einsatz im Supercomputing-Bereich fördern soll -- also
dort, wo es wirklich um's Eingemachte geht: in der Raumfahrt, der
Kernwaffen-Entwicklung, beim Militär und bei den Nachrichtendiensten.
Auch auf EU-Ebene bekommt Open Source mittlerweile kräftig Rückenwind.
Die EU Generaldirektion "Information Society and Enterprise" (DG 13)
gründete die
EU Working Group on Libre Software ,
deren Empfehlungen kaum deutlicher sein
könnten: "Je radikaler eine Gesellschaft [Open Source Software]
annimmt, desto größer ist der Nutzen, den sie davon hat." Die
Arbeitsgruppe kommt außerdem zu dem Schluss, dass "diejenigen Staaten und
Unternehmen, die Open-Source-Technologien schnellstmöglich einsetzen,
einen enormen Wettbewerbsvorteil erzielen werden".
Als Kontrast-Programm zu den Open-Source-Qualitäten
zeigt sich auf internationalen Sicherheits-Konferenzen deutlich, daß
proprietäre Software, wie beispielweise die Windows-Familie, im Vergleich eher
als Problemkind gehandelt wird: kein frei verfügbarer Source Code,
daher keine Überprüfbarkeit, wohl aber volle Abhängigkeit vom
Softwarehersteller. Doch der teilt besonders Beschämendes womöglich nur
einem vergleichsweise kleinen Kreis in einem vertraulichen Schreiben
mit -- so geschehen nach der
Auslieferung eines Hotfix im April 2001, der das "FunLove"-Virus enthielt .
Frei zugänglicher Source Code hingegen macht die Entdeckung von Fehlern
durch Dritte überhaupt erst möglich, und fünfzigtausend Augen sehen
zweifellos mehr als hundert. Ein derartiges "Peer Review" im großen Stil
könne den Produkten des Redmonder Riesen allerdings nicht passieren:
Dass jedermann dessen Source Code inspizieren und deshalb Fehler finden
könne, das sei -- im Gegensatz zu Linux -- gottlob ausgeschlossen, wie
sich Microsoft im Wonnemonat Mai auf seiner deutschen Web-Site
brüstete. Ein publizistisches Eigentor, das nicht nur bei
Sicherheits-Spezialisten für schallendes Gelächter sorgte.
Nicht etwa, dass Open Source Software grundsätzlich fehlerfrei wäre,
doch deren Schwächen werden deutlich eher entdeckt und im Regelfall
binnen kürzester Zeit behoben -- nicht selten innerhalb von Stunden.
Doch wo viel Licht ist, dort gibt es auch Schatten. Der Referent nimmt
deshalb auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um offene Wünsche geht,
die an die Adresse der Linux-Anbieter gerichtet sind.
1)
Hal Varian ist Dekan und Professor an der kalifornischen Universität Berkeley
Eitel Dignatz ist Management-Berater und Inhaber des Münchner
Unternehmens Dignatz Consulting.
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