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Metatag-Urteil:
Im Tal der Ahnungslosen

Gastkommentar, Computerzeitung 06.09.2004

ungekürzte Originalfassung

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Alltag am Wirtschaftsstandort Deutschland: Jeder möchte gern vom Staat vor der Unbill des Lebens geschützt werden, vor allem aber vor dem Wettbewerb. Ein unlängst veröffentlichts Urteil des Landgerichts Essen trieb es hierbei auf die Spitze, denn in dem Verfahren um sogenanntes "Suchmaschinen-Spamming" standen sich Kläger, Beklagter und auch Richter in puncto Ahnungslosigkeit nichts nach.

Durch kompendiumartiges Auflisten vieler hundert Metatags pro Seite habe der Beklagte Suchmaschinen zu seinem Vorteil manipuliert, glaubte das Gericht. Tatsächlich hatte der Manipulationsversuch das Niveau eines Schildbürgerstreichs und war etwa so, als wenn man versuchen würde, Prozessoren durch Besprenkeln mit Weihwasser schneller zu machen.

Obwohl die Rating-Verfahren der einzelnen Suchmaschinen zu den bestgehüteten Geheimnissen der Betreiber gehören und sich ständig ändern, um jenes "Spamming" gerade zu verhindern, so gibt es doch eine Reihe bekannter Kriterien, die von Such-Robots angewendet werden.

Suchmaschinen werten deskriptive Metatags nur in sehr begrenzter Länge aus, etwa in der Größenordnung von ein paar hundert Bytes oder gar weniger. Zum anderen nützt die Aufzählung von Begriffen in den Metatags nur dann etwas, wenn sie auf der gleichen Webseite ebenfalls vorkommen, und zwar möglichst häufig, und möglichst am Seitenanfang und in Überschriften, also in Header-Tags. Die Liste der Tricksereien, die von Suchmaschinen heutzutage erkannt werden, ist mittlerweile recht lang, und wer's mit Tricksen übertreibt, wird von den Robots komplett ignoriert.

Da die Methode des Beklagten gar nicht funktionieren konnte, war der Streit schlichtweg für die Katz, wenn man vom Unterhaltungswert der Sache einmal absieht.

Solche Urteile braucht das Land.

Eitel Dignatz ist Strategieberater und Inhaber der Münchner Unternehmensberatung Dignatz Consulting.

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