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Linux: Gefahr für Microsoft?

Gastkommentar, Computerwoche 04.12.1998


Innere Werte, aber "flache Brüste und kurze Beine" attestierte die CW kürzlich noch "Miss Linux". Doch mittlerweile zieht die junge Dame Blicke auf sich, die Miss NT aus Redmond vor Neid erblassen lassen. Auch an akademischen Ehren mangelt es nicht, während sich die Redmonder Salonschönheit noch ums Abitur müht - und dem Vernehmen nach gerade eine Ehrenrunde dreht.

Höchste Zeit also, daß Microsoft darüber nachdenkt, wie man Open- Source-Software á la Linux den Garaus machen kann. Die beiden hausinternen "Halloween"-Papiere reden Tacheles: "copy and corrupt" auf Protokollebene sei die Gegenstrategie, wie es "The Observer" treffend nannte. Im Microsoft-Jargon heißt das allerdings vornehm "embrace and extend" und wird dem Kunden als Funktionserweiterung verkauft - für teures Geld und inkompatibel zum Rest der Welt, versteht sich. Verlierer in diesem Szenario wären wieder einmal die Anwender, denn Monopolisten schlagen nur allzu gern über die Stränge, wenn ihnen niemand auf die Finger klopft.

Besorgniserregend ist aus Redmonder Sicht vor allem, daß die Anzahl der Microsoft-freien Zonen zunimmt, und zwar gerade auf der Server-Seite und ausgerechnet in den Boommärkten E-Commerce und Web. Daran ändern auch Zuwächse bei den NT-Installationen nichts, denn nach Marktanteilen gerät Microsoft bei Web-Servern immer mehr auf die Verliererseite. Hier wachsen Apache-Installationen auf Linux- und FreeBSD-Basis spürbar schneller. Nachdem selbst die NASA nicht nur im Supercomputing-Bereich zu den offenen Linux-Befürwortern zählt, brechen zunehmend auch Wirtschaftsunternehmen aus der Lemmingherde aus.

Und die Kunde spricht sich herum: Bill doesn't live here any more.


Eitel Dignatz ist Unternehmensberater und Inhaber des Münchner Unternehmens Dignatz Consulting.

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