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Desktop: So steigen Sie erfolgreich auf Linux um
Expertentipps,
Impulse 03/2003
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Finden Sie heraus, ob es unter Linux die Software gibt, die Sie brauchen. Fragen Sie aber nicht "Gibt es Word unter Linux?", sondern fragen Sie nach vergleichbaren Office-Programmen, die Ihre alten Dokumente importieren können.
Speichern Sie schon heute Ihre Dokumente in offenen Dateiformaten wie RTF und PDF. Das können Sie selbstverständlich auch schon unter Windows tun.
Der positive Nebeneffekt: Wenn Sie Dokumente per Email verschicken, ist dies ohnehin die beste Wahl als Austauschformat.
Finden Sie heraus, welche Arbeitsplätze ähnliche Funktionen erfüllen und deshalb auch bei der Umstellung mit identischer Software ausgestattet werden können. Versuchen Sie, die vorhandenen Arbeitsplätze in Funktionsgruppen einzuteilen.
Prüfen Sie für jede Gruppe, ob es Knockout-Kriterien gibt, die gegen einen Linux-Umstieg auf diesem PC sprechen. Typische Problemkinder sind sogenannte Soft-Modems und GDI-Drucker, die Sie nur mit Windows betreiben können.
Erfassen Sie in einer Konfigurations-Datenbank, welche Hard- und Software-Ausstattung auf jedem Ihrer Rechner zu finden ist. Das ist vor allem dann überlebenswichtig, wenn Sie einen regelrechten Hardware-Zoo Ihr eigen nennen. Allerdings müssen diese Beschreibungen stets auf dem aktuellen Stand gehalten werden, denn sonst können Sie sich die Mühe gleich von vornherein sparen.
Planen Sie von schon vor der Umstellung, wie Sie nicht nur Datensicherung, sondern auch Software-Updates zentralisieren und automatisieren wollen. Das spart Ihnen viel Gewurschtel an den PCs vor Ort, und dadurch jede Menge Administrationskosten. Die Linux-Bordmittel sind so umfassend, dass Sie keinen einzigen Euro für Zusatz-Software auszugeben brauchen. Allerdings müssen Sie mit diesem Bordwerkzeugkasten auch umgehen können.
Planen Sie Schulungsmaßnahmen schon vor der Umstellung. Wenn Sie unter Linux beispielsweise das kostenlose Star Office einsetzen wollen, dann können Sie mit der Schulung schon anfangen, bevor Sie Linux installiert haben. Star Office gibt es nämlich auch unter Windows.
Zeigen Sie Verständnis für die schwächeren Kandidaten unter Ihren Mitarbeitern. Wer sich schon damit schwer tut, der Tastatur auch Großbuchstaben zu entlocken, der ist nicht unbedingt dazu prädestiniert, mit Änderungen jedweder Art besonders gut zurechtzukommen. Um Leistungseinbrüche zu vermeiden, sollten Sie am Arbeitsplatz solcher Mitarbeiter möglichst wenig ändern.
Ein vorgezogener Probelauf an einem ausgewählten Arbeitsplatz erspart Ihnen den Sprung ins kalte Wasser und hilft Ihnen, Probleme frühzeitig zu erkennen. Dadurch können Sie den Zeitbedarf für die Umstellung besser abschätzen.
Verbannen Sie Windows nicht in Bausch und Bogen, sondern lassen Sie Ihre letzte Windows-Version samt Anwendersoftware zumindest auf einem PC als Zweit-Betriebssystem auf der Festplatte überwintern. Falls sich einzelne Office-Dokumente beim Importieren ganz besonders störrisch zeigen sollten, dann haben Sie unter Windows immer noch das Originalprogramm, um das Dokument zu lesen. Von dort aus können Sie dann Ihr Glück mit einem anderen Austauschformat versuchen.
Eine Linux-Umstellung nach dieser Methode wäre die teuerste Lösung. Insgesamt ist es deutlich preiswerter, einen "Lotsen" zu engagieren, und zwar trotz des Honorars, das Sie ihm zweifellos zahlen müssen. Der Berater sollte aber schon im Unix-Umfeld gezeigt haben, was er kann, und vor allem, dass er auch die Klippen kennt.
Der freundliche Vertriebsbeauftragte Ihres Hardware-Anbieters ist allerdings kein Berater, auch dann nicht, wenn er sich so nennt. -- "You get what you pay for", wie der Amerikaner sagt.
Eitel Dignatz ist Strategieberater und Inhaber der Münchner Unternehmensberatung Dignatz Consulting.
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